Vergessen Sie die Regeln, Vergessen Sie die Trends. Wenn Sie es Lieben, dann Leben Sie es!
Sie selber kommen auch nicht alle 3 Monate aus der Mode, also warum sollte Ihre Inneneinrichtung es tun? Vergessen Sie all diesen Unsinn und lassen Sie uns auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist.
Erwarte das unerwartete!
1. Nein zu Beige
Ich bin nicht gegen gedeckte Farben und minimalistisches Design, wenn es einfach und schön ist. Aber nur weil Sie es in unzähligen Zeitschriften und Boutiquen sehen, bedeutet es nicht, dass dieses Design auch in Ihrem Zuhause gut aussieht, oder dass zu Ihnen passt. Mein Motto, das Motto von Grace & Holmes, ist es die Schönheit (Grace) mit ästhetischer Intelligenz (Holmes) zu verbinden.
Wenn Sie einen Raum planen, sei es selbst oder mit einem ausgewählten Designer, müssen Sie wissen, wie Sie diesen Raum nutzen und bewohnen werden. Ein Zuhause oder Räume, die als Arbeitsplatz dienen, sind keine Ausstellungsfläche, vielmehr werden sie jeden Tag genutzt und müssen zwei Anforderungen erfüllen: Diese Räume sollen sowohl praktisch als auch schön sein.
Haben Sie einen Hund oder Kinder? Dann würde ich vielleicht mehr als zweimal über mattweiße Wände und beige Teppiche nachdenken. Ihr ruhiges Wohnzimmer könnte sich in einem Alptraumraum verwandeln, wenn Sie mit möglichen Flecken auf Ihren schneeweißen Möbeln oder Textilien nicht fertig werden oder leben können. Denken Sie an dunklere Farbtöne in Glanzlack und Möbel, die wirklich bequem sind. Was nützt es, wenn es das tollste Designerstück besitzen und Ihr Allerwertester nach 10 Minuten einschläft? Sie wollen Stil? Dann vergessen Sie, aber bitte nicht die Substanz. Fragen Sie sich, was Sie wirklich wollen und brauchen und nicht, was die neuesten Hochglanzmagazine oder wohlmeinender Freund vielleicht will… Was wollen Sie?
Simpel, pur, elegant und unpraktisch?
2. Antiquitäten sind Out
Fragen Sie sich nicht immer, wer für diese aktuellen Trends wirklich zuständig ist? Ich persönlich lege nicht viel Wert auf Trends, sondern mehr auf den individuellen Stil und auf das was man liebt. Wenn Sie Antiquitäten haben dann sind Sie nicht nur clever, sondern helfen sogar der Umwelt. Reparieren oder auffrischen anstatt wegzuwerfen. Tauschen oder Verschenken anstatt das Horten von nutzlosen und ungeliebten Gegenständen, die nur Staub ansammeln. Trends zu folgen ist anstrengend und völlig sinnlos! Sie selber sind doch auch kein Trend, der alle 3 Monate aus der Mode kommt! Also warum sollte Ihr Interieur anders sein als Sie? Sie wohnen, wie Sie sind und mit dem, was Sie lieben und mit Ihren lange geliebten Möbeln, ob Antiquitäten oder nicht, halten Ihre eigene, einzigartige Geschichte fest. Frischen Sie diese eigene Geschichte mit leuchtenden Farben und mit modernen Elementen auf und damit vielleicht auch Ihre Seele. Ihr Zuhause ist so einzigartig und besonders wie Sie und seinen wir ehrlich: Wann waren Sie denn jemals aus der Mode?
Antiquitäten sind cool, sexy, machen Spass und sind vor allem Umweltfreundlich
3. Kronleuchter sind nur für Schlösser
Schon als kleines Mädchen träumte ich davon, diese glamourösen und funkelnden Lichter zu besitzen, die ich bei den zahlreichen Besuchen zusammen mit meinen Eltern in großen englischen Herrenhäusern und Schlössern gesehen hatte. Manche Mädchen wollen ein Pferd, aber ich wollte immer einen Kronleuchter. Als ich nach Hamburg zog, wohnte ich in einer kleinen Dachgeschosswohnung mit niedrigen Decken. Ich entdeckte meinen Traum von einem französischen Kronleuchter und zögerte keine Sekunde. Dieser Kronleuchter hing zugegebenermaßen ziemlich tief über meinem Couchtisch im Wohnzimmer, und ja, die Leute mussten sich ducken. Aber es war mein Traum und schon damals liebte ich diese Lampe und tue es heute immer noch. Heute ziert der Leuchter meiner modernen Küche. Schon als ich den Kronleuchter kaufte wusste ich, dass er eines Tages in einer Jugendstilwohnung mit hohen Decken und Stuck hängen würde. Und weniger Jahre später hing er genau dort.
Also: Denken Sie nie daran, dass Sie Ihre Träume nicht wert sind. Oder dass etwas nicht in Ihr „nicht-ganz-perfektes“ Leben passt, nur weil Sie nicht ganz da sind wo Sie irgendwann einmal sein wollten. Sie werden dort ankommen und jeder noch so kleine Traum wird Sie ein Stück näher dorthin bringen, vergessen Sie das nie.
Wer sagt eigentlich, dass man keinen Kronleuchter in einem modernen Zuhause hängen kann?
4. Kohäsive Koordination
Ich liebe schöne Farb- oder Musterakzente hier und da, aber seien Sie vorsichtig, Ihre Räume nicht zu sehr koordiniert zu haben. Sie wollen in Ihrem Zuhause wohnen und nicht in einem durchdesignten Hotel, es sei denn, das ist genau das, was Sie wollen.
Wenn Sie ein Muster haben, stellen Sie sicher, dass es nicht in jeder Ecke des Raumes oder sogar das ganze Haus zu sehen ist. Haben Sie z.B. gemusterte Vorhänge im Wohnzimmer, können Sie dieses Muster auch auf Ihren Sofakissen oder als Sitzpolster verwenden. Allerdings empfehle ich nicht mehr als zwei Wiederholungen des gleichen Musters, da ein Zuviel übertrieben und unruhig wirken kann. Sehr gerne kann man auch gemusterte und Neutrale Designs mischen, das aber bitte in Maßen, weil zu viel gewollte Koordination einen Raum auch statisch und langweilig erscheinen lassen kann. Beleben Sie Ihre Räume doch mit dem Unerwarteten!
Nicht übertreiben. Hier ist etwas zu viel grün, Spiegel und Muster. Halten Sie es einfach und machen Sie nicht zu viel.
Muster nur zweimal wiederholen, und wählen Sie ruhige Farben aus. Hier ist die Balance und die Kombination von Muster, Gold und Blau perfekt
5. Proportionsprobleme
Vielleicht haben Sie den Tipp für kleine Räume, kleine Möbel, für große Räume große Möbel gehört. Nun, es liegt - wie so oft - alles an der Mischung. Hier kommen wir einmal mehr auf meinen Kronleuchter in der Dachgeschosswohnung zurück. Es sollte sicherlich nicht ganz unpraktisch sein, aber ein größeres Objekt in einem kleinen Raum kann Ihrem Raum tatsächlich ein Gefühl der Tiefe geben, und zu viele kleine Möbelstücke in einem Kastenzimmer können dieses noch kleiner erscheinen lassen. Niedrige Sofas oder Couchtische eignen sich gut für einen kleineren Raum, aber dann kombinieren Sie sie doch mit einer hohen Stehlampe und einem schmalen Bücherregal. Durch diese Kombination ziehen sie den Fokus des Auges nach oben und geben dem Raum die Illusion von Höhe. In großen Räumen mit hohen Decken können Sie z. B. mit Farbe viel Gemütlichkeit schaffen und genau das bringt mich zu meinem nächsten Punkt.
In diesem Jungenzimmer haben wir einen hohen antiken Kleiderschrank und ein schlankes Bücherregal kombiniert, was dem Raum trotz seiner geringen Größe eine Tiefe und Vielfalt verleiht.
6. Dunkle Räume, weiße Wände
Nein, nein, nein und nochmals nein. Wenn Sie ein dunkles Nordzimmer haben, dann werden Sie mit weißer Farbe nicht unbedingt den Raum aufhellen, schon gar nicht, wenn die weiße Farbe blaue Untertöne hat. In diesem Falle bekommen Sie einen schönen Lila-Ton und damit das Gefühl, den ganzen Tag in einer Klinik zu sitzen und wer will das schon? Für kühlere oder dunklere Räume benötigen Sie Wärme. Neutralfarben mit warmen Untertönen und noch besserer richtige Farbe. Rot, Gelb und echte Pinktöne können Ihrem kalten oder dunklen Raum einen sofortigen Temperaturanstieg verleihen, das Gleiche gilt für große Räume mit hohen Decken. Malen oder tapezieren Sie Ihre Decke in einer dunkleren Farbe, um diese Decke optisch nach unten zu ziehen. Wenn Sie allerdings eine niedrige Decke haben, dann streichen Sie die Wände, Sockelleisten und Decke in der gleichen Farbe. Die Linien, in denen die Wände enden und die Decke beginnt verschwinden und das gibt Ihnen dann die Illusion von mehr Raum.
Dunkle Räume bedeuten auch einen dunklen Ton, egal für welche neutrale Farbe Sie sich entscheiden. Seien Sie tapfer und suchen Sie eine Farbe.
7. Stilmix Hokuspokus
Wer gesagt hat, dass man keine Muster oder Farben mischen kann oder soll, der muss ein sehr trauriges, langweiliges Leben gehabt haben. Es gibt nichts Besseres als einen Muster- oder Farbmix! Ich erinnere hier einfach nur Dorothy Draper. Das Leben ist zu kurz für reine Neutralität. Schauen Sie einfach aus Ihrem Fenster und Sie werden eine wunderschöne Welt voller Farben, Muster und Stile sehen. Seien Sie dabei bloß nicht zu schüchtern. Integrieren Sie diese Muster und mischen Sie doch einfach mal Streifen mit einem Paisleymuster, oder vielleicht Gelb mit Pink und spüren Sie einfach eine Verschiebung ihrer Stimmung in Richtung Glück. Sie können das alle Schritt für Schritt ausprobieren, nach und nach. Es muss nicht gleich das ganze Haus sein. Aber lassen Sie sich einfach inspirieren, spüren Sie, was Ihr Herz lauter klopfen lässt und denken Sie immer daran: „Wir bereuen nur das, was wir nicht tun.“
Wenn ein Stilmix gut gemacht wird, kann er ein Zuhause schaffen, das so stilvoll, warm und einladend ist, dass Sie es nie verlassen wollen
8. Einfach halten
Selber bin ich ganz für die Einfachheit, gerade in unserer komplexen Welt, aber es gibt zwei Dinge, an denen ich niemals sparen würde, an Beleuchtungen und Teppichen bzw. am Kuschelfaktor. Jeder Raum benötigt unbedingt mehr als eine Lichtquelle, die Leuchtinseln sind der Schlüssel zu einem gemütlichen Zuhause. Es gibt Tischleuchten, Schreibtischleuchten, Wandbeleuchtung, Stehleuchten und auch indirekte Beleuchtung, die Möglichkeiten sind endlos. Es gibt sogar Menschen, die eine ganze Karriere im Bereich Lichtdesign ausüben! Sehr oft sehe es in meinen Projekten, dass Kunden in jedem Raum ein grelles Zentrallicht haben und sich fragen, warum es irgendwie nicht gemütlich ist.
Es gibt eine Faustregel die sagt, dass man 6-7 Lichtquellen in jedem Raum haben sollte. Das kann durchaus etwas zu viel sein, abhängig von der Größe Ihres Zimmers, aber 3-5 Lichtquellen sind definitiv ein guter Weg, um Gemütlichkeit zu erreichen. Oftmals braucht man dieses eine Zentrallicht nicht einmal, weil es sowieso nutzlos ist. Stellen Sie hier und da Tischlampen auf, eine Wandleuchte, ein hübsches Stehlicht in dunklen Ecken oder eine LED-Streifenbeleuchtung in Ihrem Bad oder im begehbaren Kleiderschrank. Es ist ein Unterschied, naja eher ein Unterschied wie Tag und Nacht! Darüber hinaus erreichen Sie mit einer clever arrangierten Beleuchtung einen wirklich shohen Kuschelfaktor.
Das Thema Teppiche: Ich sehe sie fehlen entweder komplett oder die sind viel zu klein. Hier zählt Größe! Unser Wohnzimmer und das Schlafzimmer sind ein Muss für große und herrlich weiche Teppiche. Unsere nackten Füße brauchen schöne Teppiche (natürlich jene ohne überschüssige Flusen) und Teppiche bilden Ankerpunkte im Raum und verleihen ihm sehr gut Farbe, Struktur und Gemütlichkeit.
Stellen Sie sicher, dass mindestens zwei Beine jedes Möbelstücks auf dem Teppich sitzen und dass dieser sich mindestens z.B. 15 bis 25 Zentimeter von beiden Seiten des Sofas erstreckt, um einen ausgewogenen Look zu erzeugen. Außerdem ist ein Teppich ist keine Dekoelement von Wand zu Wand, also legen Sie niemals einen Teppich direkt an die Wand oder ans Fenster. Das Ziel hierbei es, mindestens 25 Zentimeter Sichtboden um einen Teppich herum zu belassen, es wirkt einfach besser.
Perserteppiche, die zu modernen Kunstwerken kreiert werden. Von G&H-Kooperationspartner Carpetido
LichtInsel sind der Schlüssel zu jedem gemütlichen Zuhause. Und dazu gehören auch Kerzen.
9. Von Wand zu Wand
Und wenn man von Wand zu Wand spricht: Dann schaffen Sie bitte die Möbel von den Wänden weg! Sofas müssen nicht an der Wand stehen, wenn genügend Platz vorhanden ist, um diesen genug Luft zum Atmen zu geben (sowie auch Ihnen). Ziehen Sie Ihr Sofa oder Möbel einen oder zwei Meter heraus und stellen Sie stattdessen Regale oder eine Konsole an die Wand. Das lockert den Raum auf und bietet Styling-Möglichkeiten hinter dem Sofa. Ihr Raum wird sich automatisch gemütlicher und einladender anfühlen.
Auf dem Bild sehen Sie unser G&H-Projekt in einer geräumigen Loft-Wohnung in Hamburg. Hell-dunkel kontrastierende Töne und eine gemusterte Wand im gleichen Grau, ziehen die lange Wände ein und schaffen ein wohnliches Gefühl. Fügen Sie doch einen riesigen Teppich und einen alten Spiegel ein und ziehen die Möbel weg von den Wänden und Sie erhalten eine perfekte Stilmischung, die sich intim und persönlich anfühlt.
10. Zu guter Letzt
Wenn Sie es lieben, dann leben Sie es. Wenn Sie es hassen, dann weg damit, aber bitte umweltschonend (vielleicht gibt es ja jemanden, der es mag und Ihnen abkauft oder abnimmt?)!
Dieser Artikel wurde zuerst hier bei www.graceandholmes.com/de veröffentlciht
Fotos: Werner Gritzbach, Susanne Helmold, Unsplash
Models: Nathalie von Gordon and Cynthia Scholz